(Agnus Dei, Staffel 7, Folge 8)
Beitrag für „Body and Soul“, Kloster Schöntal 10.10. -15.01.2026
Zwischen Verheißung und Verwundbarkeit – Eine Rauminstallation als Denkfigur der Unabsehbarkeit



An feinen seidenen Fäden schweben Kokons aus Schafwolle, zart und verletzlich, zugleich schwer von einem unsichtbaren Inneren: in jedem Kokon ruht eine Revolverkugel. Die Geste der Verdichtung ist radikal – der Ort des Entstehens, des Werdens, des Lebens wird mit der Materie des Todes beschwert. So entfaltet die Installation einen stillen Dialog zwischen Schöpfung und Zerstörung, zwischen Erwartung und Abbruch, zwischen Geburt und Gewalt.
Das textile Material – Filz, Wolle, Seide – trägt eine lange Tradition der Geborgenheit und Fürsorge. Es erinnert an den Schutz des Lebendigen, an das Hüllen, Wärmen, Bewahren. Die Revolverkugel im Inneren, kalt, metallisch, schwer, bricht diese Semantik auf. Sie zieht die Form nach unten, verleiht ihr Gravitation und Schicksal. So verwandelt sich der Kokon in ein Gleichnis: Er steht nicht länger ausschließlich für das Werden des Lebens, sondern für dessen Bedingtheit – für die Unausweichlichkeit des Endlichen, das im Beginn bereits mitgedacht ist.
Das Agnus Dei – die zarte Tragik des Lebens
Im Zentrum dieser Installation ruht – unausgesprochen, aber gegenwärtig – das Bild des Agnus Dei, des geopferten Lammes. Die Wolle, das Blut, die Schwere, das Opferhafte: alles verweist auf dieses Symbol. Doch das Werk entzieht sich religiöser Erlösung. Es ist kein Bild des Trostes, sondern der Erkenntnis. Nicht das Opfer, sondern die Bedingtheit des Lebens ist in Material eingeschrieben. Das Lamm ist hier nicht erlöst, sondern verbunden.
Ein stilles theologisches Denken in Materie, das nicht erklärt, sondern trägt. Wolle, Seide, Metall, Blut und Haar werden zu Denkfiguren einer gemeinsamen Bedingung: der Verbundenheit von Geburt und Tod, von Verletzlichkeit und Verantwortung.

